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Mittwoch, den 27. April 2011 um 23:04 Uhr

Provisionen? Welche Provisionen?

Geschrieben von  connormarc

Mal angenommen, eine Bank bietet ihren Kunden an, als Spenden-Sammelorganisation Geld für ein Projekt oder eine gemeinnützige Organisation in der Region zu sammeln. Die Bank stellt hierzu die technische Abwicklung (in Form eines Spendenmoduls) bereit, informiert transparent über die Entwicklung des Spendenstandes und hält die (potentiellen) Spender darüber hinaus über das Projekt oder die Organisation auf dem Laufenden...

 

 

Im Ansatz lässt sich dies am Beispiel dieser Sparkasse nachvollziehen.

 

Kurz gesagt:

 

Ihre Bank, ohnehin als seriöser und verlässlicher Partner in Finanzfragen bekannt (warum würde man ihr sonst sein "Hab und Gut" anvertrauen?) wird zu ihrem regionalen Fundraising-Partner und damit gleichsam Ansprechpartner und Dienstleister in regionalen Spendenfragen. Beim Besuch der Filiale können sie sich persönlich über aktuelle Förderprojekte in ihrem Heimatort erkundigen, ihre Kontoauszüge dokumentieren ihre (regelmäßigen) Spenden. Am Ende des Jahres erhalten sie eine Gesamtaufstellung der von ihnen gespendeten Beträge und damit auch gleich bequem den Nachweis für das Finanzamt.

 

Was wäre ihnen dieser (neue) Service ihrer Bank wert?

 

Wie viel Cent eines jeden gesammelten Euros dürfte die Bank für ihren administrativen/technischen Aufwand einbehalten?.

 

5 Cent bzw. 5%? 10 Cent bzw. 10%? Mehr? Weniger? Gar nichts?

 

Eine recht interessante Entwicklung in Provisionsfragen lässt sich nun nicht an einer Bank aber anhand der Crowdfunding-Plattform Startnext nachvollziehen. Am 20.04 haben die Verantwortlichen die Streichung der Provision und parallel dazu die Anerkennung der Plattform als gemeinnützig bekannt gegeben.

 

Will heißen:

100% der über Startnext gesammelten Gelder fließen zukünftig den auf der Plattform präsentierten Projekten zu.

 

Will auch heißen:

Die Betreiber sind, bedingt durch die künftige Provisionsfreiheit, auf alternative Finanzierungsquellen angewiesen, z.B. ebenfalls auf Spenden der User u.a.

 

Recht vielsagend auch ein Kommentar auf der Startnext Homepage bzgl. der Neuerungen:

 

„da freue ich mich ja gleich doppelt, dass ich ein Projekt bei euch anlege. Zum Einen, weil wir dann vielleicht mehr von den Spenden habe und weil ich ohne Bauchweh für euch werben kann. Drei Daumen nach oben.“

 

Soweit zum Kommentar. Die Freude ist groß und das Bauchweh (zum Glück) weg. Allerdings aber auch (Provisions)Einnahmen, die bis dato zur Kostendeckung der Plattform beigetragen haben. Es bleibt abzuwarten, inwieweit dies nun durch Spenden aufgefangen werden kann.

 

Interessant auch das Statement der Betreiber zu der Entscheidung, zukünftig auf eine Provision zu verzichten:

 

„Wir sind der Meinung, dass eine freiwillige Unterstützung unserer Plattform dem Community-Gedanken näher kommt.“

 

Eine Einschätzung, über die sich wunderbar diskutieren lässt. Was genau ist die oder eine Community und für was ist sie bereit zu zahlen bzw. für was nicht? Und das mit der Freiwilligkeit habe ich in letzter Konsequenz so auch nicht ganz verstanden aber egal.

 

Persönlich bin ich der Ansicht, dass sich beim Spenden oder meinetwegen auch „Crowdfunding“ vieles um Vertrauen dreht. Vertrauen sowohl in das Projekt/die Organisation für die gesammelt wird und natürlich auch Vertrauen in die Sammelorganisation selbst. Ohne Vertrauen geht einfach wenig bis nichts. Nicht nur beim Spenden aber dort eben besonders.

 

Aber was hat nun Vertrauen mit einer Provision zu tun die dafür da ist, laufende Kosten für eine Sammelplattform zu decken? Bin ich eher oder sogar nur dann bereit zu spenden oder Geld in ein Projekt zu stecken wenn ich weiß, dass von einem 1€ auch genau 1€ ankommt und nicht etwa „nur“ 90 Cent?

 

Ich bin sehr gespannt, ob die Entscheidung, gänzlich auf Provisionen zu verzichten zielführend in dem Sinne ist, mehr Menschen anzusprechen und zur Teilnahme zu bewegen (und darum geht es ja schließlich bei Projektfinanzierungen durch eine „Community“). Gleichzeitig bin ich skeptisch und auch eher der Meinung, dass sich Vertrauen nicht durch solch eine Maßnahme aufbauen lässt.

 

Aber vielleicht entsteht Vertrauen in dem Moment, in dem ersichtlich wird, wie viel finanzielle Mittel eine Plattform überhaupt benötigt, um solch einen Service anbieten zu können bzw. einfach existieren zu können? Auch die Offenlegung von eingegangenen Spenden zum Erhalt der Plattform kann vertrauensbildend wirken.

 

Hier wird es spannend sein zu beobachten, wie Startnext und Andere auf die Anforderungen reagieren die dadurch entstehen können, dass (eigentlich logisch nachvollziehbare und überschaubare) Provisionen gänzlich entfallen.

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