Was ist schlüssiger: Die 99 Prozent zu überzeugen oder den erworbenen Status einer Art Mikrobewegung zu betonen? Diese Frage stellen sich die 0,000001 Prozent in Frankfurt wohl eher nicht. Schade, denn es geht um nichts weniger als um Identität. „Ich zelte, also bin ich“. Aber wer bin ich und wie viele?
Numerisch gesehen könnten die Aktivitäten in Frankfurt heute als eine Art Mikrobewegung bezeichnet werden, mit Tendenz zum Kleineren:
„Von Woche zu Woche werden die Demos kleiner (...)“
Obwohl der Mangel an strategischer Ausrichtung der 0,000001 Prozent von Zeit zu Zeit beobachtet wird scheint es doch einen stetigen, „unsichtbaren Weg“ in die Überschaubarkeit zu geben, der provokanter und letztlich systemkritischer nicht sein könnte. Occupy Frankfurt ist gelebte Größe im Kleinen und führt damit, bewusst oder unbewusst, das gedankliche Erbe von Schumacher und Kohr irgendwie zurück in die Zukunft.
Bewusst oder unbewusst wird sie heute in Frankfurt wiederbelebt, die kritische Auseinandersetzung mit „Größe“, wie sie Kohr zu seinen Prinzipien erhoben hat:
„Jedes Tier, jedes Objekt, jede Institution und jedes System hat eine optimale Obergrenze, über die hinaus es/sie nicht wachsen sollen.“
„In hohem Maß selbständige lokale Gemeinschaften haben größere Chancen, nicht in Gewalt von größerem Ausmaß hineingezogen zu werden als solche, deren Existenz von weltweiten Handelssystemen abhängen.“
Elegantes Vokabular, eine bewusste Auseinandersetzung mit Form und Größe und die offene Frage, was Leopold Kohr überhaupt von dem Vorhaben gehalten hätte, 99% von einer Idee zu überzeugen statt die Überzeugungskraft des „Kleinen“ hervozuheben.
Ich denke, mit einem Augenzwinkern hätte er den 0,000001 Prozent in Frankfurt für deren eingeschlagenen, provokativen Weg in die Überschaubarkeit gratuliert.
Zur Vertiefung: