Damit stellt sich für mich auch die Frage nach dem optimalen Verhältnis einer „Bank-Maschine“ (Rechenzentrale) und dem einzelnen Mensch, bezogen auf das Thema Spenden.
Es gibt „Instrumente“ im Bankwesen, die ich als wirklich sehr trivial bezeichnen würde. Eines davon ist der Dauerauftrag. Die Ergebnisse, die sich aus dem Einrichten eines Dauerauftrages ergeben sind:
- vorhersehbar
- planbar
- rechenbar
und damit, aus meiner Sicht, trivial oder auch super-trivial. Ein Dauerauftrag für eine kleine Spende bewirkt folgendes. Er teilt einen schon im Vorfeld absehbaren Spendenbetrag in kleinere Beträge auf, verringert damit die „Hemmschwelle“, die sich aus einem voraussehbaren, höherern Betrag ergeben kann und sollte damit mehr Menschen motivieren, in einen laufenden Spendenprozess überhaupt erst einzutreten.
Anders formuliert:
Ein Spenden- oder Mitgliedsbetrag von 24,00€ im Jahr klingt weniger attraktiv als ein monatlich laufender Betrag in Höhe von 2,00€. So zumindest die Vermutung und man kann nicht behaupten, dass auf diesem Feld, wo regionale Banken eine ebenso wichtige Rolle spielen wie der Spender, bereits ausgiebig experimentiert wurde. Im Gegenteil.
Erste Versuche startet ab heute das Projekt „Social Taler“.
Hier wird sich zeigen, ob und wie sich die regionale Spendenbereitschaft beeinflussen lässt, wenn nicht-triviale Systeme auf triviale Systeme treffen. Spannend wird es sein zu beobachten, ob sich aus dieser Kombination ein tragfähiges, regionales und bank-gestütztes Kleinspendenwesen sogar etabliert. Hier im Blog geht es um den Ansatz, triviale Systeme im Bank-IT-Wesen so einzusetzen, dass sie weniger planbar und vorhersehbar scheinen und damit menschlichen (Spenden)Prozessen ähnlicher werden, denn diese sind i.d.R. eben alles andere als trivial. Wie auch, wenn von Menschen ausgeführt?
Dieser Ansatz muss sich vom Instrument des Dauerauftrages verabschieden und Überlegungen zulassen, die sich Ideen aus dem Bereich der Improvisation, der „Zufallssteuerung“ oder „Randomisierung“ bedienen. Erste Gedanken beziehen Bank-Rechenzentralen als möglicherweise geeignete, ausführende Organisationen mit ein und stützen sich auf die These, dass der nicht-triviale Mensch auch möglichst nicht-triviale Systeme zukünftig als attraktiv einschätzen wird.
Aus heutiger Sicht sprechen noch zahlreiche Faktoren gegen Versuchsanordnungen, die nicht-triviale Spenden-Algorithmen innerhalb der Banken-IT berücksichtigen. Ein Faktor ist für mich das Kundenverständnis, dass die Verantwortlichen aus dem Bankwesen innehaben oder auch das Bild, das zu diesem Verständnis führt. Denn, so zeigt sich, geht es Bank-Mitarbeitern stark darum, Prozesse möglichst trivial zu gestalten, um damit Sicherheit, Seriosität, Planbarkeit, Rechenbarkeit heraus zu stellen.
Je trivialer die Prozesse, umso „besser“ für uns Nicht-Trivialen. Ist das so, wie ein Mitarbeiter einer Volksbank auf die Frage „ob elektronische, randomisierte Mikrospenden-Subsysteme eingesetzt werden könnten“ ausführte:
„Die Idee hinter Mikrospenden finden wir auch gut... aber ich habe gerade mal mit einigen Kollegen gesprochen. Der erste Tenor war, dass die meisten Menschen ihre Finanzen unter Kontrolle behalten wollen. Die Thesen die in dem Beitrag aufgestellt werden (Dynamik, Unberechenbarkeit) laufen unserer Meinung nach dem gewöhnlichen Wunsch nach finanzieller Planbarkeit entgegen.“
Verdichten lässt sich das Alles in der Frage:
Kommen "nicht-triviale" Spendensysteme einem "nicht-trivialen" Wesen entgegen?
Wenn ja, dann sollten sich regionale Banken zukünftig einmal mit elektronischen Mikrospenden-Sammelsystemen beschäftigen. Wenn nein, dann prognostiziere ich dem Dauerauftrag und seinen Möglichkeiten, die Spendenbeteiligung zu „beflügeln“ eine goldene, triviale Zukunft.
Näheres wird sich zeigen.
Zur Vertiefung:
Aktion Social Taler im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich