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Donnerstag, den 29. März 2012 um 15:58 Uhr

Steuert ein zentralisiertes Bank-IT-System nur #Wert oder auch #Werte?

Geschrieben von  connormarc

Technik ist neutral? Technik war noch nie neutral? Man kann es drehen und wenden und diskutieren wie man möchte – Die Technologie, die im Bankensystem zum Tragen kommt, steuert zunächst Wert. Und diese Vorgänge, die auf Transaktionen beruhen, sollen möglichst effizient und effektiv erfolgen. Denkt man sich jetzt noch eine schrittweise Zentralisierung der technologischen Vorgänge hinzu, landet man in etwa in einer Rechenzentrale einer Bankengruppe. Nun handelt es sich bei der Annahme, die im Bankensystem eingesetzten Technologien basieren weitestgehend auf den Parametern Effektivität und Effizienz nicht gerade um eine weltbewegende Erkenntnis.

 

Im Gegenteil.

 

Etwas neueren Datums ist die Beobachtung, dass Technologien in Handels- oder auch Bankensystemen nicht nur Wert sondern auch Werte steuern können. Mit etwas Glück und der entsprechenden Motivation kann dieser, nicht mehr aufzuhaltende Wandel zukünftig noch eine zusätzliche Beschleunigung erfahren.

 

Welche systemisch-technischen "Katalysatoren" haben das Potential den o.g. Wandel anzutreiben?

 

Seit Anfang März sind Konsumvorgänge im Handel systemisch an „soziale Handlungen“ gekoppelt. Ganz allgemein kann man sagen, dass durch Initiativen wie „Deutschland rundet auf“ der Beweis erbracht wird, dass Kassensysteme um "gemeinnützige Funktionsbereiche" erweitert werden können.

 

Die Systeme sind damit nicht etwa schneller und es wird durch sie nicht unbedingt mehr konsumiert als vorher und doch ändert sich etwas in der Wahrnehmung und dem Bewusstsein von Menschen. Die Herausforderung liegt in der gewonnen Freiheit, bei einem Bezahlvorgang Geld zu spenden oder eben auch keines.

 

Herausforderung deshalb, da jede hinzugewonnene Freiheit mit einer zusätzlichen Entscheidungsmöglichkeit einhergeht. Ich kann mich nun, im Prozess des Bezahlvorganges, für oder gegen eine Spende entscheiden. Vor der Umstellung bzw. der systemischen Funktionserweiterung gab es diese Freiheit für die Kunden nicht. Wie jeder Zugewinn an (Entscheidungs)Freiheit ist dies „Segen“ und „Fluch“ zugleich. Ob nun mehr Segen als Fluch zeigt sich im Diskurs und das ist auch gut so.

 

Ein zentralisiertes Bank-IT-System bietet die systemischen Möglichkeiten, auf „niederschwellige“ Art und Weise, elektronische Kleinstspenden zu realisieren bis heute nicht an. Es hat die Umwandlung, hin zu einem System, das gezielt um "gemeinnützige Funktionsbereiche" (Subsysteme) erweitert wurde noch nicht vollzogen.

 

Mit der beginnenden und sich stetig erweiternden Diskussion um die Möglichkeiten von elektronischen Spenden geringer Höhe sowie dem wachsenden Bewusstsein über die Sinnhaftigkeit solcher Sammelprozesse wird sich dies ändern, so die These.

 

Das mag an der Universalität von digitalen Prozessen liegen. Es bedarf schon einiger, gedanklicher Anstrengung klar darzulegen, warum digitale Sammelprozesse im Bank-IT-System zukünftig nicht möglich sein werden, wo diese doch in digitalen Kassensystemen im Handel funktionieren. Alternativ, so eine weitere These, lassen sich Banken sowie deren IT-Dienstleister erst gar nicht auf die Diskussion über solche Funktionserweiterungen ein und haben sich, wo möglich, sogar dagegen immunisiert.

 

Dabei wird sich die (Werte)Diskussion um den Einsatz von elektronischen Sammelsystemen in Bank-IT-Systemen nicht auf längere Zeit verhindern oder ausklammern lassen, denn Fragen dürfen und werden zunehmend gestellt werden:

 

- Wie können Sammelsysteme, wie sie sich bereits im Handel finden, konzeptionell auf zentralisierte Bank-IT-Systeme übertragen werden?


- Wer trägt die Implementierungskosten sowie die laufenden Kosten für Betrieb, Wartung und Sicherheit dieser Systeme und wie hoch sind diese Kosten?


- Inwieweit können (regionale) Banken und deren IT-Dienstleister von der "gemeinnützigen Funktionserweiterung" profitieren?

 

- usw.

 

„Investieren wir in die richtigen Werte?“ fragt sich Boris Janek, aka Electrouncle, und er, dies ist weniger eine Annahme als eine Tatsache, steht mit dieser Frage nicht allein.

 

 

 

Zur Vertiefung:

"Aus zehn mach eins - Bankensystem der Finanz Informatik"

"Trinkgeld für die Gesellschaft"


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