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Mittwoch, den 27. Oktober 2010 um 22:52 Uhr

Wie viel Zufall verträgt eine Mikrospende ohne chaotisch zu werden?

Geschrieben von  connormarc

Eigentlich ist es recht leicht, Bank-Mikrospenden (obwohl oder gerade weil es sie noch nirgendwo gibt) schon im Ansatz zu kritisieren, wobei sich ein spezieller Kritikpunkt doch als recht hartnäckig erweist:

 

„Warum denn Mikrospenden, wenn man auch einfach und bequem einen Dauerauftrag ins Leben rufen kann?“

 

 

 

 

Touche. Das sitzt erstmal, denn der Dauerauftrag ist der Mikrospenden Freund nicht und das aus für mich nachvollziehbaren Gründen. Denn während der Dauerauftrag sich auf die regelmäßige Buchung von immer gleichen Beträgen stützt, versucht das Mikrospenden-Verfahren mit Dynamik bzw. „Zufalls-Spendenbeträgen“ zu punkten und lässt bewusst Unsicherheiten beim Spender zu.

 

Aber der Reihe nach:

 

Fast jeder kennt ihn und schätzt vielleicht auch seine Eigenschaft der Planbarkeit und Voraussagbarkeit: Der Dauerauftrag. Über ihn meint die Wikipedia:

 

"Der Dauerauftrag ist eine Form der Kontoüberweisung. Mit diesem wird ein kontoführendes Bankinstitut beauftragt, zu bestimmtenTerminen einen über einen bestimmten Zeitraum gleich bleibenden Betrag an einen bestimmten Empfänger zu überweisen."


Klingt logisch und einfach, werden sie sich jetzt vielleicht denken und wer weiß? Vielleicht richten sie schon morgen einen Spenden-Dauerauftrag für eine gemeinnützige Organisation in ihrer Nähe ein? 2 oder 3 Euro im Monat tun schließlich niemandem ernsthaft weh und sie können sich ja auch heute schon bequem ausrechnen, dass am Ende des Jahres dann 24 bzw. 36 Euro auf diesem Weg gespendet wurden. Kurzum: Wenn sehr viele Menschen so oder so ähnlich denken, retten diese vielleicht sogar irgendwann gemeinsam die Welt bzw. das, was man so mit Geld retten kann oder zumindest einige Fördervereine an Schulen?

 

Aber denken wirklich viele Menschen so und liegt das Geheimnis des Spendens (wenn es denn eines gibt), nicht in einer gewissen Nicht-Planbarkeit, Unvorhergesehenheit und situativen Spannung? Möchte ich eigentlich überhaupt schon heute wissen, wie viel ich bis zum Ende des Jahres spende? Ist Spenden nicht eher ein variierender, dynamischer und wechselhafter Vorgang und verlangt damit auch nach einem entsprechenden, dynamischen Verfahren, das sich eher an „Bewegung“ und „Variation“ orientiert als an statischen, immerzu identisch ablaufenden Prozessen wie den Buchungen durch einen Dauerauftrag?

 

Natürlich kann ich über die Antworten nur spekulieren aber ich persönlich tendiere beim Spenden stark zu den Assoziationen „Bewegung“, „Dynamik“ und „Variation“. Und diese Zuschreibungen lassen sich ohne Weiteres auf das Mikrospenden anwenden, nicht aber auf den Dauerauftrag, was die beiden Verfahren durchaus zu zukünftigen Konkurrenten um die Gunst der Spender machen könnte.

 

So oder so steht für mich die Frage im Raum:

 

Wie möchte ich spenden? Oder anders: Welches Verfahren, das mir den eigentlichen „Gebe-Vorgang“ abnimmt, fühlt sich für mich überhaupt noch nach Spende an? Oder noch anders: Gehört für mich ein „Zufallsfaktor“ zum Spenden dazu oder beanspruche ich für mich eine allgegenwärtige Exaktheit und einen genau kalkulierbaren und vorhersagbaren Spendenfluss?

 

Was Mikrospenden vermag, kann der Dauerauftrag nicht leisten und umgekehrt. Aber ich denke es wäre etwas zu einfach, auf "Altbewährtem" zu beharren ohne die Vorzüge des Neuen nicht wenigstens einmal in der Praxis erprobt zu haben. Und wer weiß schon so genau, wie viel „Chaos“ eine Spende in einer Zeit verträgt, in der Planbarkeit bereits als Illusion gehandelt wird?

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