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Kritik an einem Banken- bzw. Finanzsystem (was auch immer man darunter versteht) ist eigentlich „out“ bzw. war breitenwirksam nie wirklich „in“. Über die sicherlich zahlreichen Gründe könnte man wild spekulieren. Ich tendiere dazu zu behaupten: Wie soll man etwas kritisieren, was man überhaupt nicht versteht? Henry Ford meinte einmal sinngemäß, dass eine „Revolution“ (was auch immer er darunter verstand) nicht weit sei, wenn das Finanz- und Währungssystem verstanden würde.

Die kombinierte Suche nach den Begriffen Banken und Verantwortung bringt über 8 Millionen Treffer. Nicht gerade ungewöhnlich wenn man sich einmal die Rolle von Banken in Gesellschaften vor Augen führt, Mit der Verantwortung ist es also „so eine Sache“, gerade beim Thema Banking. Einerseits unbestritten, andererseits dann doch in dem Moment mit einem großen Fragezeichen versehen wenn es um die Frage geht, ob es nicht auch zur Verantwortung von Institutionen gehört, gezielt Verantwortung abzugeben und, wenn und wo möglich, eine Verantwortungsübernahme des Einzelnen als "Wert an sich" herauszustellen und zu fördern.

Wann ist etwas bekannt? Eigentlich macht es nur wenig Unterschied, ob es sich dabei um Schlagersänger, Kleinstspenden oder Schleckermärkte handelt. Bekannt ist etwas dann, wenn es bekannt gemacht wurde. Heutzutage spricht man davon, relevante „Kanäle“ zur Verbreitung einer Botschaft zu nutzen und meint damit die konsequente Nutzung alldessen, was als Medium dienen kann. Und das ist so einiges. Geht es um das Thema Spenden, so gibt es derzeit in Deutschland wohl keine laufende Kampagne, die „Deutschland rundet auf“ auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Aber wer weiß wirklich von dieser Aktion und wie bekannt muss etwas sein, um bekannt zu sein?

Vom 29.02 auf den 01.03 ist das elektronische Abrechnungssystem des Handels dauerhaft um eine Spendenfunktion erweitert. Es ist damit möglich, was zuvor zwar nicht unmöglich aber eben nicht möglich war. Und auch wenn es sich um einen, in erster Linie virtuellen Funktionszuwachs handelt, wird dieser sichtbare Spuren hinterlassen. Spätestens dann, wenn die elektronisch generierten, kleinen Spenden in aggregierter Form als gemeinnützige Kaufkraft eingesetzt werden können.

Nehmen wir eine regionale Bank: Ein Logo, ein Gebäude, Mitarbeiter. Es können Termine vereinbart, Fragen gestellt und Antworten entgegengenommen werden. Wenn es die Zeit und das Verhältnis zum persönlichen Berater erlaubt, dann kommen vielleicht sogar einmal „tiefere“, grundsätzlichere Gespräche über das Bankwesen zu Stande. Man kann aber behaupten, auf einer lokalen oder regionalen Ebene lassen sich, wenn überhaupt, Immunisierungsstrategien von Banken nur schwer identifizieren. Vorhanden sind sie aber dennoch und der Rest ist dann Philosophie.

Vermutlich nicht alle, aber wohl die meisten Menschen würden sich heutzutage als eher nicht-triviale Wesen verstehen, zumindest wenn man sie gezielt darauf ansprechen würde, was selten vorkommt. Damit grenzt sich der Mensch (noch) von Maschinen und maschinellen Prozesse ab, die ich weitestgehend als trivial, weil vorhersehbar bezeichnen würde. Und für mich stellt sich die Frage, wie viel Mensch und Maschine notwendig ist, um Rahmenbedingungen für solch einen komplexen Vorgang, wie das Spenden von Geld, optimaler zu gestalten und damit letztlich die Verteilung von Geld, im Sinne der Gemeinnützigkeit, positiv zu beeinflussen.

Ich habe verstanden. Nie hätte ich ernsthaft in Erwägung gezogen, innerhalb von 2 Jahren in einen lebendigen Dialog mit einem hochkomplexen Bank-Rechenzentrum zu treten. Wer bin ich, als das mir das gelänge? Der bloße Gedanke war einfach zu hoch gegriffen, zu abstrakt, zu virtuell, zu einfach für eine komplexe Welt bzw. zu komplex für eine einfache Umsetzung. Die Zentralen von Banken schweigen, weil sie es können. Und da man scheinbar nicht NICHT kommunizieren kann, ist die Botschaft eindeutig. Ich habe verstanden und werde den Gedanken des Subsystems, bei all seiner verführerischen Logik, ein für allemal verwerfen.

Eines, so scheint es zumindest, zeichnet sich zu diesem frühen Zeitpunkt 2012 in Umrissen ab: Es könnte dies das Jahr werden, in dem das „Kleine“ und „Überschaubare“ als „Mikro“ wiederentdeckt wird. Das Jahr, in dem die Gedanken eines Leopold Kohr und Ernst Friedrich Schumacher einen Bedeutungszuwachs erfahren und anhand der Gegebenheiten und Widersprüche von hochtechnisierten IT-Systemen neu bewertet werden können. Das Jahr, in dem auch „Hilfe zur Selbsthilfe“ neu gedacht werden kann und vielleicht sogar das Jahr, in dem Menschen über ihre eigenen Spenden-Subsysteme in Bankzentralrechnern verfügen können.

Mikrospenden sind kein offizielles Instrument der Mikrofinanz. Und wie man es dreht und wendet, sie wollen sich auch nicht so recht mit der Logik einer kapitalistischen Verwertung in Einklang bringen lassen. So verwundert es nicht, dass für die Realisierung von Mikrospenden zunächst bisher nicht bestehende Subsysteme in die IT-Architektur des Finanzwesens integriert werden müssten, was für die meisten Menschen zum heutigen Zeitpunkt nur schwer nachzuvollziehen oder auch undenkbar ist.

Facebook selbst ist keine Bank und es kann hier auch nicht darum gehen, ob es eine sein könnte oder gar sein sollte. Systemrelevanz hätte das Ganze vermutlich. Derzeit werkelt das Unternehmen an einer Serverfarm, die mit Schweden gekühlt werden soll und beweist damit vor allem Mut zur Größe. Ich selbst arbeite seit geraumer Zeit an einem kleinen Subsystem für den Einsatz in einem Bank-Rechenzentrum. Die regionale Bank behauptet, der Aufwand für die Erstellung von Mikrospenden-Subsystemen ließe sich nicht rechnen. Das mag stimmen, bewiesen ist es (noch) nicht.

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