Du bist hier: Startseite - Tagebuch - connormarc

Lange bevor jemand je in Erwägung gezogen hätte, dass eines Tages elektronische Helfer auf Konten ihrer Auftraggeber Kleinstspenden erkennen und einsammeln, verstand man im slawischen Sprachraum den Begriff "robota" als eine Art Fronarbeit oder Zwangsarbeit. Das Sammeln von Spenden, insbesondere wenn es sich um Spenden geringer Höhe von einer möglichst großen, unbestimmten Anzahl von Spendern handelt bedeutete damals und bedeutet heute noch Arbeit, wenn nicht Schwerstarbeit.

2011 war ein bedeutendes Jahr, was Bewegungen an der Peripherie des Bankenwesens angeht. Hier, sozusagen am Rande oder der Oberfläche unserer zivilisatorischen Verteilungserrungenschaft, wurde nicht nur intensiv über das Thema debattiert wie es ist, als kritischer Beobachter oder gar Aktivist eigentlich über gar kein vertiefendes, bankenkritisches Thema zu verfügen (siehe: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden“) sondern auch vielerorts erörtert, wie mit Steuern auf Finanztransaktionen wenigstens Milliarden und mehr generiert werden könnten.

In einem Zeitalter, in dem Klein und Kleinst den Weg weisen. In Zeiten, in denen das Wörtchen „genau“ wie selbstverständlich den Kommunikationsalltag begleitet (hören Sie einfach mal hin). In Tagen, in denen jedes noch so mikroskopisch winzig kleine Detail den bedeutenden Unterschied machen kann befindet sich eine Bewegung auf dem Weg in die Überschaubarkeit und setzt mit zählbaren und für alle ansprechbare Protagonisten (u.a. Thomas) einen wahren Gegentrend zu undurchsichtiger und unfassbarer Größe und systemimmanenter Unzuordenbarkeit. Das ist an sich schon provokant und irgendwie cool. Aber wissen die das überhaupt?

Diese Frage(n) stelle nicht nur ich mir manchmal. Und während sich diese, in Bezug auf eine Maßeinheit, noch relativ sicher beantworten lässt, so wird das ungleich schwieriger, wenn Bewertungen mit ins Spiel kommen und von Mikrospenden oder Mikrokrediten die Rede ist. Viel genaues weiß man nicht, und auch die Reise zu den alten Griechen und wieder zurück wirft nur weitere Fragen auf. Unternehmen sollte man den Trip dennoch einmal.

Pünktlich und regelmäßig zu den besinnlichen Tagen rückt die Spende mit all ihren Facetten wieder in den Blick der Öffentlichkeit. Und doch ist etwas anders an der Schwelle nach 2012. Die Spenden geringer Höhe bzw. die Spenden geringer Höhe mit elektronischem (Transaktions)Hintergrund machen auf sich aufmerksam und verstärken heuer die teils kontroversen Diskussionen bzgl. anfallender Verwaltungskosten und Transparenz.

Immer mal wieder frage ich mich, wo Mikrospenden-Sammelsysteme im Friedrich „Fritz“ Schumacher-Universum heutzutage verortet werden können bzw. ob sich der Mann, der vermutlich bis zu seinem Tode der Meinung war, dass der Mensch klein und klein schön bzw. das „small“ eben „beautiful“ sei, den Mikrospenden-Gedanken mitgetragen hätte. Schumachers Lebenswerk drehte sich auch um Begriffe wie „Mass“ und „Vernunft“ in Verbindung mit eher dezentralen Prozessen. Nanotechnologie betrachtete er skeptisch, habe ich gehört. Alles in Allem bin ich also der Meinung, er hätte zentralregionale Mikrospenden-Sammelsysteme gemocht.

Die Auseinandersetzung mit mir selbst und dem Thema bankgestützte Mikrospenden führt unweigerlich in das Zentrum der Bank-IT und damit zur Frage, wie hoch denn sog. Buchungsposten oder Transaktionskosten heutzutage mikro-monetär bewertet werden können. Die schlechte Nachricht: So genau hat das noch niemand wirklich ergründet oder wissen wollen. Die gute Nachricht: Anhaltspunkte kommen ausgerechnet aus den 60er Jahren, als die Bank-IT-Zentralisierung und Automatisierung noch in ihren „Kinderschuhen“ steckte.

Wenn durch die flächendeckend und dabei eher nicht regional ausgelegte Sammelkampagne „Deutschland rundet auf“ eines dargelegt wird dann die Tatsache, dass Mikro-Transaktionen, also Transaktionen von geringer Höhe, angewandt auf das handelsbezogene Spendenwesen, zumindest realisierbar/ rechenbar sind. Dies war nicht immer so, den technischen Entwicklungen der letzten Jahre sei also Dank.

Ich hatte nie die Gelegenheit, den „Ur-Vätern“ des regionalen Banking einmal persönlich zu begegnen, geschweige denn bei dieser Gelegenheit nachzufragen, wo sie selbst denn die zentralen Aufgaben des von ihnen begründeten, regionalen Verteilungswesens sahen. Schade eigentlich. Bleibt die vage Einschätzung, dass es sich schlicht und ganz allgemein um seinerzeitige "Problemlösungen" handelte.

Die wohl größte Herausforderung im zentralregionalen Mikrospendenwesen ist es, vor allem ggü. Ämtern klar darzulegen, warum es sich beim zentralgesteuerten Mikrospenden nicht um Datenverarbeitung handelt. Denn, und das geht z .B. aus Urteilen des BGH hervor, nach wie vor gilt im Großen und Ganzen: Don’t even think to try patenting data processing! Ich bin nach wie vor der Meinung, Mikrospenden haben mit reiner Datenverarbeitung genauso wenig zu tun wie Bank-Rechenzentralen mit dem Gedanken der Improvisation. Ein Erklärungsversuch.

<< Start < Zurück 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Weiter > Ende >>
Seite 4 von 17