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Donnerstag, den 27. Januar 2011 um 19:28 Uhr

Kein Titel

Geschrieben von  connormarc

"Wenn es in der Evolution der Verbreitungsmedien durchgehende Trends gibt, die mit der Erfindung der Schrift beginnen und in den modernen elektronischen Medien ihren Abschluß finden, dann sind es [...] der Trend von hierarchischer zu heterarchischer Ordnung und der Verzicht auf räumliche Integration gesellschaftlicher Operationen." (Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft: S. 312)

 

 

 

 

Nachdem ich nun gerade 2 Minuten aktiv nichts getan habe, außer das Zitat von Luhmann gedanklich hin und her zu schieben, musste ich jetzt, mit Blick auf meine mir im letzten Jahr selbst gestellte „Meta-Aufgabe“, leise lächeln:

 

"dieser Blog dient einzig und allein dazu nachzuvollziehen ob es mir gelingt, innerhalb von 365 Tagen Mikrospender für einen Jugendtreff (nein, DEN Jugendtreff) bei (m)einer Bank zu werden. Demnach läuft die Zeit ab jetzt..."


Diese Aufgabenstellung erblickte also im Sommer letzten Jahres das Licht einer für mich größtenteils hochtechnisierten Welt. Schon damals war mir klar, dass mich der Weg, wenn er begangen werden soll, zunächst über das theoretische Fundament nach Niklas Luhmann, später dann in der praktischen Umsetzung über die verschiedensten, streng formalisierten Hierachieebenen im Bankwesen bis hin zum Petitionsverfahren via Bundestag und von hier aus wieder zurück zur Ausgangsfrage führen wird.

 

Letztere [Petition] wurde gerade eingereicht und soll zunächst klären, welche offiziellen Stellen in der Bundesrepublik für mein Anliegen zuständig sind bzw. welche dies nicht sind. Das ist in meiner Frage tatsächlich nicht ganz so einfach und manchmal wünsche ich mir, ich würde mich heute und jetzt, gerade in diesem Moment, mit dem erreichten Stand der Dinge (also einer ungeklärten Fragestellung und einer nicht-realisierten Aufgabe) zufriedengeben.

 

Aber wer gesteht sich schon selbst gerne ein, etwas als nicht lösbar zu qualifizieren wenn um einen herum eine Superlative von der nächsten abgelöst wird. Mehr als 1-click brauche ich nach neustem Stand der Technik nicht mehr für einen Einkaufsvorgang (außer vielleicht Geld und Zeit und einen wie auch immer gearteten Mangel). Das ist trivial und sicherlich auch patentrechtlich diskussionsbedürftig, aber ich frage mich:

 

Wäre es denn so verwerflich, wenn es ein Patent auf ein Spenden-Subsystem geben würde und die daraus generierten Lizenzen in regionale Bürgerstiftungen fließen? Oder anders gefragt: Darf es hierfür gar kein Patent geben, eben weil der Gedanke zu trivial ist? Und dann aber: Warum kann ich das System im System nicht für meine Arbeit nutzbar machen, wenn es denn so trivial ist? Warum kann ich es nicht realisieren?

 

Fragen über Fragen aus den Bereichen Recht, Wirtschaft und Politik kreuzen sich und eine Tatsächlichkeit zeichnet sich ab:

 

Mein oben gestecktes Ziel von letztem Jahr, die Implementierung in die zentrale Recheneinheit, wird sich nicht halten lassen und bis zum Sommer wird keine Mikrospende von meiner Bank für den Jugendtreff elektromatisch gesammelt werden. Es könnte ein Trost sein, dass dies in dieser Zeit auch für keinen anderen Menschen auf dieser Welt möglich wird. Aber wo prinzipiell alles schon möglich ist, ist auch das eher schwach tröstlich und auch ein eher gemeiner Gedanke.

 

 

 

Und so sieht der Korrekturabzug der eingereichten Petition aus:

 

Die Bundesregierung möge beschließen, die gesetzliche Grundlage zu schaffen, um die Implementierung eines elektronischen Kleinspenden-Systems in Rechenzentralen von Regionalbanken in Deutschland zu ermöglichen.

 

Begründung:

 

Rechenzentralen von Regionalbanken realisieren als selbständige IT-Dienstleister u.a. die technische Infrastruktur, um Banken und deren Kunden elektronische Finanztransaktionen zu ermöglichen.


Auf diesem Weg summieren sich einzelne Transaktionen jährlich auf einige Milliarden elektronische „Bewegungen“ u.a. auf Kundenkonten, die im Gesamten ein „Netz“ hervorrufen, das sich im weitesten Sinn als elektronischen Zahlungsverkehr bezeichnen und abbilden lässt.


Dieses Netz zerfällt aus Sicht der Banken und Rechenzentren bzw. aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise in technische Produkte, die im Laufe der Zeit und mit den Anforderungen an einen möglichst reibungslosen, elektronischen Zahlungsverkehr von Rechenzentralen, in Zusammenarbeit mit den angeschlossenen Banken konzipiert und entwickelt werden.


Der einzelne Bankkunde hat in diesem Entwicklungsprozess von elektronischen Finanzprodukten schon insofern wenig bis keine konzeptionellen Partizipationsmöglichkeiten, da die institutionellen Ebenen in diesem gesellschaftlichen Teilbereich (Wirtschaft, Bankwesen) nicht nur streng formal hierarchisiert sind sondern dieser Bereich darüber hinaus in zahlreiche, selbständige Unternehmen zerfällt, die sich wiederum als Zusammenschluss in einem Bundesverband organisieren.


Mit einem Kleinspenden-Sammelsystem soll es Bankkunden zukünftig ermöglicht werden, Kleinspenden (elektronische Mikrospenden) zur Förderung von regionalen, gemeinnützigen Organisationen in ihrem Dorf / ihrer Stadt in Kooperation mit ihrer Bankfiliale zu sammeln.


Ein elektronisches Kleinspenden-System im Rechenzentrum sieht folgenden, regelmäßigen und automatisierten elektronischen Sammelprozess vor:


1. Automatischer Kontoscan / 4 Mal monatlich


2. Automatisches Erkennen der Kleinspende im Nachkommabereich (Zufallsbetrag zwischen 0,00 und 0,99 units )


3. Automatisches Buchen dieser Kleinspende auf ein Sammelkonto bei der Bank


Im Gegensatz zu einem „statischen“ Dauerauftrag, können mit solch einem „dynamischen“ Sammelsystem psychologische Hemmschwellen abgebaut werden, die sich aus der Psychologie des Helfens in Kombination mit Erkenntnissen aus der Spieltheorie ableiten lassen.


Insgesamt kann durch ein oben beschriebenes Spendensystem im zentralen Rechensystem (Subsystem) die regionale Spendenlandschaft nachhaltig gefördert werden. Dies in Zeiten, in denen ein sog. „Social Banking“ bzw. ein, neben dem Kerngeschäft, prosoziales Agieren von Kreditinstituten zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückt und sich parallel finanzielle Engpässe in Kommunen oftmals in der Kürzung von finanziellen Mitteln für gemeinnützige Zwecke bemerkbar machen.

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