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Montag, den 02. Mai 2011 um 14:50 Uhr

Banking regional: „Nur“ Spenden reicht nicht

Geschrieben von  connormarc

Überall ist global. Aber eine Trendwende ist (ansatzweise) spürbar, zumindest bilde ich mir das ein. Lokale, regionale „Bewegungen“ machen zunehmend auf sich aufmerksam und lenken die Konzentration auf das unmittelbar Nächstgelegene: Den Nahraum, die Nachbarschaft, die Nahraumer und die Nachbarn – regionale Banken sind mittendrin und mit ihnen „the big 3“, die großen Rechenzentralen mit der IT der Neuzeit, die (zumindest technisch betrachtet) nur wenig Wünsche offen lässt.

 

 

Ich habe nie richtig verstanden, warum „die Region“ oder „der Ort“ oftmals etwas milde belächelt wird. Das Rathaus, die Kirche, die Sparkasse, der Laden und die Einheimischen. Man kennt das. Aber 50 Millionen Kunden der Sparkasse können sich schon sehen lassen. Was mich freut ist, dass regionale Banken auch aus der Innenperspektive und von dort auch mal kritisch unter die Lupe genommen werden. Denn es ist das Eine, mehr oder weniger gleichzeitig 50 Millionen Kunden mit einer Botschaft ansprechen zu können und ein Anderes, um welche Botschaft es sich dabei handelt. Das gilt natürlich auch für die Angebote, die Banken ihren Kunden machen und letztlich auch für die Partizipationsmöglichkeiten, die sie ihren Kunden einräumen können bzw. könnten.

 

Man sollte sich nichts vormachen: Das Potential, über das regionale Banken in Kooperation mit den angeschlossenen Rechenzentralen verfügen ist riesig, vielleicht sogar gigantisch.

 

Und es wäre schon schade, würde sich dieses Potential in Filialen erschöpfen, die neben ihrem Kerngeschäft auch (Frei?)Karten fürs „Bergbähnle“ anbieten oder mit dem Ferienbauernhof „um die Ecke“ kooperieren. Das mag nett sein und sollte auch so sein aber bitte:

 

Wir sprechen hier von hochtechnisierten Institutionen mit zig Millionen Kundenkontakten. Da kann die Bergbahn und das kooperierende Museum doch einfach nur eine Basis sein. Aber für was?

 

Dr. Hansjörg Leichsenring setzt sich in einem aktuellen Blogbeitrag mit dem „regionalen Bezug“ von regionalen Banken auseinander und verweist auf das, was viele Menschen aus eigener Erfahrung kennen (vorausgesetzt, Herr Leichsenring, diese Menschen halten sich gerne auf Bank-Webseiten auf oder beschäftigen sich mit deren Geschäftsberichten, was ich sowohl als auch eher bezweifle. Leichsenring schreibt:

 

"Sicherlich fördern beide Institute viele lokale Projekte, u.a. mit Spenden. Dafür muss man nur auf die Webseite oder in den Geschäftsbericht schauen. Das tun die meisten (vermutlich alle) lokalen Kreditinstitute und das ist auch gut für die Gemeinschaft vor Ort."

 

Zunächst ganz gut beobachtet. Es dürfte tatsächlich schwer fallen, eine Volksbank, Raiffeisenbank, Sparkasse zu finden, die in ihrer Region nicht als spendende Institution auftritt. Und noch schwerer dürfte es sich gestalten eine regionale Bank zu finden, die die (gemeinnützige) Förderung ihrer Region nicht knietief in ihrem Leitbild verankert hat. Aber so gehört es sich auch für eine Institution, die auch nur so stark sein kann wie ihre Kunden vor Ort. Man könnte das „Geben – Nehmen“ nennen.

 

Was in o.g. Artikel weniger beobachtet und auch nicht weiter verfolgt wurde sind die großen regionalen Unterschiede, die sich derzeit beim Thema „Banken und Spenden“ zeigen. Der Autor geht, so scheint es, davon aus, dass mit der Tatsache, dass regionale Banken, die für ihre Region spenden und damit selbst als „spendende Organisationen“ auftreten, ihren Auftrag in dieser Sache erfüllt haben wenn er schreibt:

 

„Das [Spenden] tun die meisten“ und „Das [Spenden] ist auch gut für die Gemeinschaft vor Ort.“

 

So kann oder soll es also bleiben?

 

Ich bin der Meinung: Wenn Banken selbst als spendende Organisationen auftreten ist das zweifelsohne gut für den Spendenempfänger und auch für die Bank aber es bleibt weit hinter den Möglichkeiten und Effekten im Hinblick auf das aktive Einbeziehen der Menschen vor Ort zurück, ganz abgesehen von den nicht ausgeschöpften Potentialen im Hinblick auf das Entstehen von „Gemeinschaft“ oder einem entsprechenden „Gemeinschaftsklima“. Gut für die Gemeinschaft vor Ort ist es in meinen Augen, wenn die Bank als spendende Organisation in den Hintergrund tritt und bei ihren Kunden dafür Eigenverantwortlichkeit hervorruft.

 

Ich denke es wird einfach nach wie vor unterschätzt, wie groß die Unterschiede zwischen dem Spenden-Engagement z.B. der Bank in Gummersbach-Bergneustadt und der in Oldenburg ist. Die Unterschiede liegen nicht im Detail – sie sind fundamental, denn abgebildet wird hier die Reaktion der Banken auf die entscheidende Frage: „Als Institution selbst spenden?“ oder „Die Menschen vor Ort selbst spenden lassen, sie darüber informieren und dazu motivieren?“.

 

Das ist in meinen Augen kein Detail sondern bedeutend, denn nach dieser Fragestellung richtet sich nicht weniger als das Konzept des Online-Moduls und auch das der Ansprache der potentiellen Teilnehmer an den Aktionen, ganz abgesehen von den begleitenden Social-Media Aktivitäten der Banken.

 

Vielleicht ist es (bald) mal an der Zeit für regionale Banken, neben dem „Bergbähnle“, auch mit regionalen Fundraisern zu kooperieren. Denn sollte der Großteil der Banken dabei bleiben, ausschließlich selbst als Spender in Aktion zu treten, bleiben sie damit in meinen Augen weit hinter ihren Möglichkeiten im Bezug auf das Gemeinwesen, die Gemeinschaft,  zurück, was bei einem Potential von 50 Millionen Menschen sehr schade wäre.

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