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Montag, den 16. Mai 2011 um 18:22 Uhr

Banken fragt die Kunden, jetzt!

Geschrieben von  connormarc

Daran zweifeln wahrscheinlich die wenigsten Bankkunden: Die Zukunft wird „persönlich“ oder immerhin „persönlicher“. Einige Banken und ihre Kunden werden wohl näher zusammenrücken und online ist das auch gar nicht einmal so unbequem. Banken und Bankenkenner nennen das „Personal Finance Management“ und locken im Vorfeld mit bunten Diagrammen und virtuellen Beratern. Wer sich jetzt damit zufrieden gibt ist eigentlich fast schon selber Schuld.

 

 

 

 

 

 

Dabei ist die Vorstellung, Online-Banking mit Tools und Features anzureichern nicht wirklich unangenehm – im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen, den Tag, an dem es nach dem Login auf Entdeckungsreise gehen kann, sehnen nicht gerade wenige Nutzer herbei. Warum auch nicht?

 

Was ich dennoch in Frage stelle ist der Prozess der letztendlich zu den Tools und Features führt, die ich dann am Ende des Tages zu sehen bekomme und nutzen darf/soll. Will heißen:

 

Wer entscheidet denn über den Funktionsumfang und die Ausgestaltung solch „mächtiger“ Software, die sich auf die Fahnen schreibt „Personal Finance Management“ zu sein?

 

Ich denke, dass hier in erster Linie einmal die Rechenzentralen gefragt sind. Schließlich wissen sie (in einer Welt, in der technisch nahezu alles möglich ist), was technisch möglich ist oder technisch möglich sein soll. Und dann wären dann natürlich die Banken und ihre Nähe zu den Kunden. Keine Frage, dass solche Implementierungen nicht an ihnen vorbeigehen und somit die Kooperation der Banken mit den Rechenzentralen groß geschrieben wird. Den Rest der Mitsprache teilen sich dann vermutlich...(sicher irre kompliziert, das jetzt zu erklären).

 

Was aber wesentlich wichtiger ist, da er doch eigentlich nicht weniger als den Status eines Königs inne hat: Wo steht in diesem Entscheidungsprozess der Kunde? Wird er in irgendeiner Form in den Ideenfindungsprozess und darüber hinaus mit eingebunden? Oder wird hier einmal mehr vom Bankkunden ausgegangen, wie ihn sich Banken vorstellen und wie sie ihn eigentlich auch ganz gerne haben?

 

Ich finde diese Fragen schon aus dem Grund elementar, da jede neue Banking-Software tatsächlich die Chance in sich birgt, ein Stück „persönlicher“ zu werden. Und ist nicht der (automatische) Transfer von (kleinen) Geldbeträgen von meinem Konto auf das Konto einer regionalen, gemeinnützigen Organisation etwas sehr persönliches?

 

Würde man mich fragen (und natürlich fragt mich kein Mensch, geschweige denn ein Rechenzentrum oder eine Bank), so wäre ich der Meinung, dass mir ein „PFM“ von Volks- und Raiffeisenbanken ohne „Kleinstspenden-Funktionalitäten“ nicht persönlich genug wäre. Ganz klar, dies ist erst einmal die Meinung eines Einzelnen aber wer kann schon sagen was noch so kommt wenn man Bankkunden die Möglichkeit bietet, über die Funktionalitäten, die sie in Zukunft bedienen werden, mit zu entscheiden?

 

Jemand hat so etwas einmal Technikpartizipation genannt und im selben Zug gleich eine Erklärung mitgeliefert, die sich mit etwas Phantasie auch mit der Leitidee der Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken verbinden lässt:

 

"Gesellschaftliche Werte und Normen werden durch neue Technik herausgefordert und möglicherweise verändert. Technik kann gesellschaftlich akzeptiert werden, auch wenn sie zunächst mit Werten kollidiert, wenn nämlich durch Technik gerade diese Werte verändert werden" (Grunwald 2003: S.10)

 

„Werte schaffen Werte“ und manchmal bezweifle ich, ob sich regionale Banken samt Rechenzentralen darüber bewusst sind, wie einflussreich sie auf die Wertebildung von Menschen einwirken können. Interessanterweise lässt sich das am Thema Spenden recht gut nachvollziehen denn es liegen Welten zwischen der Bank, die selbst als Akteur/Spender auftritt und der Bank, die lediglich die Tools (Module) bereitstellt, die regionales Spendensammeln erleichtern und somit das Fundraising in den Verantwortungsbereich der Menschen vor Ort legt.

 

Im Blog der Volksbank Bühl wird derzeit über „Persönliches Finanz Management“ diskutiert. Und auch wenn sich folgender Auszug aus einem Kommentar nicht auf Spenden sondern auf das Thema im Allgemeinen bezieht, so enthält er doch ein Argument, das auch für die Bank-Spendenthematik Aussagekraft besitzt:

 

"Wird mir sowas aber von meiner Hausbank angeboten ist das für mich eine sehr interessante Geschichte. Die haben meine Daten sowieso schon. Und als ganz großen Vorteil sehe ich da die Bankaufsicht, die hier Banken stark kontrolliert. Einem Mißbrauch wird hier einfach stärker vorgebeugt." (Kommentar von User HR v. 13.05.2011)

 

Ja, so ist es. Meine Bank hat meine Daten und bis heute bin ich der Meinung, dort sind sie auch gut aufgehoben. Im Gegensatz zu anderen Anbietern von Spenden-Sammel-Funktionalitäten muss ich hier keine neue Registrierung vornehmen und kann mir darüber hinaus wirklich sicher sein, dass das Geld auch in der Region ankommt.

 

Kurzum fände ich es an der Zeit, Ideen und Vorstellungen über die Ausgestaltung eines „PFM“ direkt bei den Kunden abzufragen bevor es an die Software-Planung geht. Die Ergebnisse könnten überraschen und es wäre mehr als bedauernswert, würde sich ein zukünftiges "Persönliches Finanz Management", wie es im Blog von Dr. Leichsenring kritisch anklingt, in mehr oder weniger entbehrlichen Kreisdiagrammen erschöpfen.

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