Du bist hier: Startseite - Tagebuch - Kleine Ursache - großes Rechenzentrum. Und das "Ethische" dazwischen.
Freitag, den 02. September 2011 um 21:36 Uhr

Kleine Ursache - großes Rechenzentrum. Und das "Ethische" dazwischen.

Geschrieben von  connormarc

Warum sollte ausgerechnet ein Bank-Rechenzentrum eine zentrale Sammelstelle für regionale Mikrospenden sein? Warum "zentral-regional"? Diese Frage wurde ich des öfteren schon gefragt und meine Antwort ist im großen und ganzen auch dieselbe geblieben: "Warum nicht?" Und da man Fragen nun nicht mit Gegenfragen beantworten sollte, fange ich nochmal ganz von vorne an.

 

 

 

Über Rechenzentralen von regionalen Banken wird im Allgemeinen nicht all zu viel berichtet. Wahrscheinlich hat das mit einer ihrer Hauptaufgaben, dem Rechnen, zu tun. Und wer überlässt Rechenoperationen nicht mal eben gerne den "Anderen". Sollen es doch diejenigen machen, die sich mit so etwas auskennen, und das wären dann wohl, in Zeiten der zunehmenden Automatisierung, die von Menschen programmierten Automaten und die dazugehörigen Automatismen.

 

Kurzum: Ein Bank-Rechenzentrum ist i.d.R. ein eher wenig belebter Ort, der sich in etwa so darstellt, wie man ihn sich vermutlich vorstellt.

 

Die Vorstellung, dass durch ein „Soziales Subsystem“ im Rechenzentrum z.B. der Sparkassen, in naher oder ferner Zukunft flächendeckend, gemeinnützige Organisationen durch automatisierte, regelmäßige Kleinst- und Kleinspenden realisiert werden könnten, fasziniert mich. Wobei ich mich nun auch weniger von der Tatsache irritieren lasse, dass man bei Rechenzentralen, ganz im Gegensatz zu eher positiv besetzten Attributen wie "Regionalisierung" oder "Dezentralisierung", von einer klassisch zunehmenden Zentralisierung sprechen kann.

 

Und so ging, lt. Der Wikipedia, aus ehemals 11 eigenständigen Rechenzentren der Sparkassenorganisation im Laufe der Jahre (1997 bis 2008), die heutige Finanz Informatik GmbH & Co. KG hervor, zuständig für alle Sparkassen in Deutschland.

 

Wer also in naher oder ferner Zukunft beabsichtigt, mittels Banken-IT Spenden sammeln zu lassen, wird als Kunde einer Sparkasse nicht an der Finanz Informatik vorbeikommen. Übersichtlicher/zentraler geht es nun nicht mehr.

 

Wo die Finanz Informatik als allein zuständiges Rechenzentrum steht, teilt sich die IT der Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken in 2 Rechenzentren, die GADeG und die FIDUCIA IT AG. Auch hier wurde (oder wird?) über eine mögliche Fusion beider Unternehmen debattiert.

 

Man kann es drehen und wenden wie man möchte: Die Entwicklungen von Technik und Gesellschaft bzw. Gesellschaft und Technik haben dazu geführt, dass man als Kunde einer regionalen Bank indirekt mit einem der genannten Rechenzentren verknüpft ist. Fusionen hin oder her: In absehbarer Zeit mögen es noch 2 große Rechenzentralen sein und wenn es nach rein technischen Standards ginge, wären wohl auch diese beiden irgendwann kompatibel zueinander bzw. fusionierbar. Bank-Insider mögen mir diesen fiktiven Gedanken schnellstens verzeihen.

 

Da steht es also aber schon einmal als reine Fiktion, das „Super-Rechenzentrum“ mit Hochtechnologie für 60 Millionen Kunden oder mehr, mitten im automatisierten Zeitalter. Welch ein Potential in Sachen "Verteilung", sofern gestaltet, abgerufen und genutzt.

 

Nun spricht man ja seit geraumer Zeit von Banken in Zusammenhang mit Ethik, von einer „Bankenethik“, von „ethischen“ Banken oder „ethischem“ Banking, meint oftmals die Möglichkeit, mittels seiner Bank, Geld gezielt für ökologische/soziale Anlagen einzusetzen und greift damit, meiner Meinung nach, in einem wesentlichen Punkt zu kurz.

 

Von Rechenzentralen, die verstärkt unter „ethischen“ Gesichtspunkten betrachtet werden, habe ich noch nie etwas gehört. Das mag nun daran liegen, dass sich Technik nach wie vor mit der verbreiteten Zuschreibung von „Neutralität“ konfrontiert sieht. Und auch wenn an dieser Stelle (oder schon zuvor) Meinungen auseinander driften würde auch ich behaupten wollen, dass Technik nie neutral ist.

 

Technik ist nie neutral, u.a. da von Menschen entwickelt und eingesetzt.

 

Die Technik, derer sich Banken durch die angeschlossenen Rechenzentralen bedienen ist nie neutral. Sie kann und sollte unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet werden. In ihr lassen sich Partizipation und Gemeinwohl ebenso spiegeln wie Eigennutz. Dies sollte man, bei allen Diskussionen und Betrachtungen, die sich (zumindest dem Wortlaut nach) um Banken und weniger um Banken-IT drehen, nicht ganz vergessen.

Einen Kommentar hinterlassen

(*) = Pflichtfelder.
HTML-Code ist erlaubt.