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Samstag, den 10. September 2011 um 20:10 Uhr

Über zentral gesteuerte und hochtechnisierte Spenden und Konto-Abrufsysteme

Geschrieben von  connormarc

Wenn man sich mit automatisierten Kleinspendenprozessen, abseits des "guten alten" und auch etwas angestaubten Dauerauftrages beschäftigt, ist es manchmal das Wort „automatisiert“, das irritiert. Auch in Zeiten, in denen bequem oft noch nicht bequem genug ist sieht es so aus, als ob Banking-Insider selbst gerne die Vorzüge der Automatisierung für sich beanspruchen, dabei aber ein Bild ihrer Kunden vor Augen haben, das noch eher von Konservatismus geprägt ist.

 

 

Ob nun zutreffend oder nicht, kann ich nur schätzen. Fakt ist aber: Vor einem automatisierten Mikrospenden Abruf- und Sammelsystem braucht kein Mensch auch nur die geringste Angst zu haben, denn:

 

1. Bank-IT ist schon sicher und es wird laufend alles dafür getan, diese sicher und sicherer zu gestalten.


2. Automatismen und automatisierte Abrufsysteme, Kundenkonten betreffend, sind schon lange Standard.

 

Über automatisierte Sammelsysteme, regional verortet, lässt sich wunderbar diskutieren. Machen sie Sinn? Werden sie genutzt und wenn ja, von wem und wie oft und wie lange? Wie sollen sie finanziert werden? Werden Menschen einen marginalen „Kontrollverlust“ zu Gunsten eines Mikrospenden-Automatismus in Kauf nehmen?

 

Das sind nur einige wenige der Fragen, die das Thema mit sich bringt. Die letzte Frage, wird nach und nach von Bank-Vertretern beantwortet. Und es zeichnet sich ab, dass der Bankkunde alles andere als ein "unbekanntes Wesen" ist sondern das vielmehr ein Kundenbild existiert, das letztlich gegen die Implementierung eines Sammel-Automatismus spricht:

 

„Die Idee hinter Mikrospenden finden wir auch gut... aber ich habe gerade mal mit einigen Kollegen gesprochen. Der erste Tenor war, dass die meisten Menschen ihre Finanzen unter Kontrolle behalten wollen. Die Thesen die in dem Beitrag aufgestellt werden (Dynamik, Unberechenbarkeit) laufen unserer Meinung nach dem gewöhnlichen Wunsch nach finanzieller Planbarkeit entgegen.“

 

So heißt es in einer Stellungnahme einer regionalen Bank zum Thema Bank-Mikrospenden.

 

Man könnte resümieren: Der Kunde ist einfach (noch) nicht soweit. Vielleicht stimmt das sogar. Aber vielleicht wissen viele Kunden auch einfach nur zu wenig über automatisierte Prozesse im Bankenwesen, die ohne Frage allgegenwärtig sind. Es gibt sie und Abrufsysteme sind vermutlich so alt wie die Banken-IT selbst. Und auch wenn es bei diesen automatischen Abrufsystemen nicht um die Ermittlung und Buchung von Spenden für regionale, gemeinnützige Zwecke sondern um nicht weniger als die „Wahrung der Integrität und Stabilität des Finanzsystems“  an sich geht, sind sie fester Bestandteil der IT von Banken:

 

"Zur Wahrung der Integrität und Stabilität des Finanzsystems, insbesondere zur Bekämpfung von Geldwäsche, sind Kreditinstitute nach§ 24c KWG verpflichtet, ein automatisiertes Abrufsystem für Kontenstammdaten zu unterhalten, mit dem die BaFin jederzeit auf Kundendaten zugreifen kann. Die Kreditinstitute selbst oder betroffene Kunden erfahren nichts von einem Kontenabruf."

 

Kalter Kaffee für alle, die sich etwas näher mit ihrem eigenen Konto beschäftigen. Was allerdings neu ist, ist eine Stellungnahme von offizieller Seite zum Thema „regionales Mikrospenden“ und „aufsichtsrechtliche Vorschriften“. Hintergrund sind Annahmen, dass es innerhalb des doch recht umfangreichen Kreditwesengesetzes (KWG) mögliche Klauseln oder Bestimmungen gibt, die der Implementierung eines automatisierten Kleinspendensystems entgegenstehen und damit vielleicht den Gedanken ad absurdum führen.

 

Es gibt sie nicht.

 

„Der Betrieb eines Spendensammel-Systems (…), bedarf nach Ansicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) keiner besonderen Erlaubnis auf Grundlage des Kreditwesensgesetzes (KWG) und es bestehen nach Ansicht der BaFin auch sonst keine Anhaltspunkte dafür, dass bei der Vorbereitung und Realisierung (…) Vorschriften des KWG oder andere aufsichtsrechtliche Vorschriften von Bedeutung sind.“

 

Es bleibt damit festzuhalten, dass niemand sich mehr die Mühe machen muss, sich durch das gesamte Kreditwesengesetz zu arbeiten oder gar Gesprächstermine mit Vertretern der Bankaufsichtsbehörde zu vereinbaren um letztlich zu diesem Ergebnis zu kommen. Done.

 

Rein rechtlich gesehen könnte der regionale Mikrospenden-Automatismus kommen, das ist nun (endlich), nach einigen Monaten Wartezeit, geklärt.

 

Ungeklärt ist, ob es Menschen gibt, die auf eine automatisierte Art und Weise bei ihrer Bank für regionale Zwecke spenden möchten. Denn ohne diese Menschen wird es keine Implementierung geben, das ist klar. Niemand kann, wird und möchte einer Bank vorschreiben, was sie in dieser Angelegenheit zu unternehmen hat. Und nur Kundeninteresse kann hier etwas bewegen. Klingt unbequem und ist es aber auch.

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