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Montag, den 02. Januar 2012 um 22:13 Uhr

Über den Mut zu Größe und Personalisierung

Geschrieben von  connormarc

Facebook selbst ist keine Bank und es kann hier auch nicht darum gehen, ob es eine sein könnte oder gar sein sollte. Systemrelevanz hätte das Ganze vermutlich. Derzeit werkelt das Unternehmen an einer Serverfarm, die mit Schweden gekühlt werden soll und beweist damit vor allem Mut zur Größe. Ich selbst arbeite seit geraumer Zeit an einem kleinen Subsystem für den Einsatz in einem Bank-Rechenzentrum. Die regionale Bank behauptet, der Aufwand für die Erstellung von Mikrospenden-Subsystemen ließe sich nicht rechnen. Das mag stimmen, bewiesen ist es (noch) nicht.

 

 

 

 

Generell finde ich, dass das mit den Beweisen in Zeiten hochtechnologischer Zentralisierung eine äußerst schwierige Angelegenheit geworden ist.

 

Das mag u.a. daran liegen, dass für mich Zentralisierung meist auch mit einem Verlust an Personalisierung einhergeht.

 

Und ich meine damit nun weniger die Möglichkeit, sich bei der Deutschen- oder der Targobank seine Kreditkarte mit individuellen Motiven bedrucken zu lassen und auch weniger den Anflug von Nostalgie, der beim Blick in Richtung Raiffeisenkasse Gammesfeld aufkommen kann.

 

Ich meine Personalisierung auch weniger in Bezug auf eine Gruppe von abermillionen von Usern sondern eine Art Informationstechnik-Personalisierung in Reinform, eine systemische Anpassung für den Einzelnen. Das kann ein persönliches Sammel-Subsystem in seinem Bank-Rechenzentrum oder auch etwas ganz Anderes sein.

 

Es handelt sich um eine Form der Personalisierung, die generell erst einmal ein Mindestmaß an Kommunikation zwischen einer Person und einer Rechenzentrale voraussetzt:

 

„Personalisierung bezeichnet in der Informationstechnik (...) die Anpassung von Programmen, Diensten oder Informationen an die persönlichen Vorlieben, Bedürfnisse und Fähigkeiten eines Benutzers. Zu unterscheiden sind auch Personalisierungen für Individuen oder für Gruppen von Benutzern.“

 

Was beim ersten Hören bereits arbeitsintensiv und kostspielig klingt, wird im Bank-IT-Sektor noch zusätzlich dadurch erschwert, dass eher die „Pflege“ bestehender Strukturen als die Entwicklung neuer Anwendungen vorherrscht:

 

„Anwendungsentwicklung war- und ist heute noch – einer der arbeitsintensivsten industriellen Prozesse überhaupt. Und zwischen 50 und 80 Prozent der Arbeit wird nicht auf die Entwicklung neuer Anwendungen verwandt, sondern für die Pflege bestehender, die im Durchschnitt älter als sechs Jahre sind.“ [1]

 

Zwischen diesem Statement einer Bank-Rechenzentrale und dem Jetzt liegen ein paar Jahre, aber ein wesentlicher Faktor dürfte sich im Laufe der Zeit eher wenig geändert haben:

 

Personalisierung kostet Geld.

 

Nun ist es nicht so, dass man diesen Umstand nicht verstehen könnte. Etwas komplizierter wird die Angelegenheit, wenn die Frage nach dem „wie viel“ der Kosten auf den Umstand trifft, es bei Rechenzentralen i.d.R. mit privatwirtschaftlichen Unternehmen zu tun zu haben.

 

Und hier spielt es dann oftmals auch nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich um eine Facebook-Rechenzentrale in Richtung Polarkreis oder die der Sparkassen in hiesigen Breitengraden handelt, wenn die Antwort auf die Frage nach Kosten seitens der Verantwortlichen heißt:

 

"Als Privatunternehmen behalten wir das für uns."

 

Das ist ihr gutes, geltendes Recht aber eine manifeste Grenze einer möglichen Personalisierung. Denn diese Grenze verläuft dort, wo der einzelne Kunde über die notwendigen Informationen über die für seine Vorlieben oder Bedürfnisse anfallenden Kosten verfügen kann, um daraufhin selbst abwägen zu können, in welchem Verhältnis diese zu seinem persönlichen Nutzen stehen.

 

Aber was, wenn er die Anwendung seiner Wahl im Rechenzentrum tatsächlich zahlen könnte und möchte? Nicht auszudenken.

 

 

 

Zur Vertiefung:

Jürgen Dube - Computer für Genossenschaften [1]

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