Banken und (ihre) gesellschaftliche Verantwortung gehen gerne "Hand in Hand", treten gerne gemeinsam auf, zeigen sich der Öffentlichkeit regelmäßig und nicht ohne Stolz. Banken machen Bankgeschäfte und tun "Gutes". Was macht der Kunde in diesem Zusammenhang? Die Frage, die sich stellt, ist, ob Banken (und gerade regionale Banken) überhaupt einen „besseren“ Bankkunden, analog zu einem "besseren" Konsumenten, suchen.
Oder anders gefragt: Möchten Banken in Sachen Gemeinnützigkeit die „Oberhand“, und die regionale „Geltungshoheit“ behalten oder sind sie selbst bereit, das erhebende und erhabene Gefühl von Verantwortungsübernahme mit ihren Kunden zu teilen. Jeder Mensch, der das Gefühl der Verantwortung kennt weiß wie schwer es ist, diese zu teilen oder gar abzugeben. Denn wer über Verantwortung verfügen kann, profitiert von ihren zahlreichen Effekten und letztlich von ihrem „Glanz“.
Und (regionale) Banken glänzen nicht ungerne mit der Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung.
Das ist so nachvollziehbar wie einseitig wenn die Forderung lautet:
„Verantwortung für Alle“.
Um was geht es also? Es geht um die zukünftige Integration eines ganzheitlichen Verantwortungsbegriffes in das Bankwesen. Ein Verantwortungsbegriff, der sowohl die Person, die Gruppe als auch die Gesellschaft berücksichtigt und auch
"(…) der Verantwortungsbereich wird um die Menge aller neuen Technologien erweitert, zumal jene, bei denen eine grundsätzliche Nichtvorhersehbarkeit ihrer Folgen dem Menschen bewußt ist, was eng mit der grundsätzlichen Veränderung des Verantwortungssubjekts zusammenhängt (…).“
Technologien verändern sich, Menschen verändern sich, Technologien verändern Menschen und umgekehrt.
Wenn eine Technologie existiert, die aus einem „guten“ Kunden einen „besseren“ Kunden macht, warum sollte diese dann nicht eingesetzt werden?
Der Handel befindet sich in dieser Frage auf dem Weg und wagt den schwierigen Spagat zwischen Wohltätigkeit und Eigennutz – durch Abgabe von Verantwortung an die Kunden und die Kopplung von Konsumverhalten und Gemeinnützigkeit durch Technologie. „Mikro-Transaktionen“, „Kleinstspenden“, „Kassen-Sammelsysteme“ sind hier nur einige Stichworte, über die man in großen Buchstaben den Begriff „Verantwortung“ setzen könnte.
Auch Banken demonstrieren (regionale) Verantwortung, aber auf anderen Wegen. Sie betont die Verantwortungsübernahme der Institution. Der einzelne Kunde findet sich hier, wenn überhaupt, dann nur randständig und eher passiv. Ausdruck findet dieses gefühlte Ungleichgewicht in Überschriften wie:
Sparkasse spendet für Maria-Hilf
Sparkasse spendet 50.000 Euro für gemeinnützige und karitative Zwecke…
KSK Weilburg spendet rund 79.500,00 EUR
Die Liste ließe sich um hunderte, tausende Beispiele von gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme regionaler Banken verlängern und zieht sich wie der sprichwörtliche "rote Faden" durch die Dörfer, Gemeinden und Städte bzw. die Gemeinwesen.
Banken sind „gut“ aber sie sind nicht auf der Suche nach dem „besseren“ Kunden. Sie erkennen ihn nicht und brauchen ihn nicht. Sie genügen sich in dieser Hinsicht selbst. Sie spenden selbst. Sie sind was sie sind und ich unterstelle, sie wollen es auch bleiben.
Ob dies einem möglichst ganzheitlichen Verantwortungsbegriff dienlich ist oder eher entgegenläuft ist Philosophie. Dass es sich, vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden Technologie, um ein unausgewogenes Verhältnis zwischen der Verantwortung des Einzelnen und der Institution handelt, scheint aber offensichtlich.
Zur Vertiefung:
Alles, was jemals über die Begriffe Verantwortung und Macht gesagt und geschrieben wurde