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Montag, den 26. März 2012 um 22:11 Uhr

Jefferson und Lennon vs. @Mikrospender – Kurzleitfaden für die radikale Vereinfachung einer Banken- bzw. Finanzsystemkritik

Geschrieben von  connormarc

Kritik an einem Banken- bzw. Finanzsystem (was auch immer man darunter versteht) ist eigentlich „out“ bzw. war breitenwirksam nie wirklich „in“. Über die sicherlich zahlreichen Gründe könnte man wild spekulieren. Ich tendiere dazu zu behaupten: Wie soll man etwas kritisieren, was man überhaupt nicht versteht? Henry Ford meinte einmal sinngemäß, dass eine „Revolution“ (was auch immer er darunter verstand) nicht weit sei, wenn das Finanz- und Währungssystem verstanden würde.

Auch John Lennon wurde nicht müde zu einer „Revolution“ (was auch immer er darunter verstand) aufzurufen, die das Banken- bzw. Finanzsystem (was auch immer er darunter verstand) nachhaltig verändern sollte. Wer jetzt gar nichts mehr versteht, sollte spätestens in diesem Moment damit anfangen, radikal einfach zu denken und dann schrittweise weiter zu vereinfachen.

 

Eine zeitgemäße Kritik an nicht gerade wenig komplexen Sachverhalten wie einem Banken- bzw. Finanzsystem sieht sich heutzutage mit den Anforderungen konfrontiert, die u.a. Google, Twitter und Co. mit sich bringen. Stark vereinfacht kann man sagen, dass Google den unabdingbaren ethischen Unterbau liefert („Don’t be evil“) und Twitter dazu dienen kann, sich bei aller Komplexität auf das Wesentliche zu konzentrieren.

 

Wer jetzt noch ein möglichst konkretes Anliegen hat, der hatte noch nie bessere Chancen, heute in aller gebotenen Öffentlichkeit banken- und finanzsystemkritisch zu sein.

 

Aber auch das sollte gelernt und verinnerlicht werden. Um es etwas anschaulicher zu machen, seien einmal 3 Kriterien aufgestellt, an der sich eine zeitgemäße Banken- und Finanzsystemkritik zukünftig messen lassen könnte:

 

-    Formuliere einen konkreten Ansatzpunkt

-        Formuliere ihn mit 140 Zeichen oder weniger

-        Sei fair bzw. „Don’t be evil“

 

 

So soll es John Lennon einmal kritisch formuliert haben und es stellt sich die Frage, inwieweit wir es hier mit einer Kritik zu tun haben, die auch den oben skizzierten Social-Media-Anforderungen entsprechen kann.

 

-        Formuliere einen konkreten Ansatzpunkt


Die Rede ist im Zitat, vom sog. „banking system“, vom Bankensystem oder dem System der Banken. Lennon bleibt äußerst abstrakt bzw. setzt vielleicht voraus, dass schon verstanden wird, was er damit meint. Dem war und ist aber nicht so. Niemand versteht auch nur ansatzweise, was damit gemeint ist. Leider. Und eine „Ahnung“ oder „Intuition“ reicht nicht aus, um aktiv zu werden. Man könnte sich schließlich auch irren und das wäre so fatal wie unsachlich.

 

-        Formuliere die Kritik mit 140 Zeichen oder weniger


Diese Anforderung erfüllt das Zitat nachzählbar, so wie übrigens ein Großteil der überlieferten Lennon-Zitate.

 

-        Sei kritisch aber fair bzw. „Don’t be evil“


Ob sich nun jemand, der beruflich mit Banken oder Finanzen zu tun hat persönlich beleidigt fühlt, wenn er indirekt mit „Robbing“ bzw. „Beraubung“ in Zusammenhang gebracht wird, sollte derjenige für sich entscheiden. Lennon war in dieser Beziehung zweifelsohne direkt.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass ungefähr die Hälfte der Kriterien erfüllt sind.  Kein unbedingt schlechtes Ergebnis wenn man berücksichtigt, dass von John Lennon bis hin zu Google und Twitter ungefähr ein Vierteljahrhundert vergangen sind.

 

Wie lässt sich aber, um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen, heutzutage eine Banken- bzw. Finanzsystemkritik formulieren, die sämtlichen 3 oben aufgeführten Anforderungen gerecht wird?

 

 

Zugegeben, von der Direktheit und dem Kaliber eines Thomas Jefferson und seinem „I believe that banking institutions are more dangerous to our liberties than standing armies.“ ist das weit entfernt, aber wir schreiben auch das Jahr 2012 und nicht 1809. Wie steht es also in diesem Fall um die 3 Kriterien?

 

-        Formuliere einen konkreten Ansatzpunkt


Im Blickpunkt steht nicht die Kritik an einem bestehenden System sondern die Kritik an einem nicht vorhandenen Subsystem. Was Banksysteme und Finanzsysteme können oder nicht können weiß fast niemand und ist äußerst abstrakt. Was ein Subsystem kann oder zumindest können sollte ist für jeden nachvollziehbar und konkret.  Was ein "Credit Default Swap" ist wissen wohl die Wenigsten. Was Mikrospenden sind weiß immerhin der Duden.

 

-        Formuliere die Kritik mit 140 Zeichen oder weniger


Diese Anforderung erfüllt die Kritik

 

-        Sei kritisch aber fair bzw. „Don’t be evil“


Diese Anforderung erfüllt die Kritk

 

 

 

Fazit:


Die Bank- und Finanzsystemkritik befindet sich im Wandel. Aus dem Vergleich von Banken mit einer bewaffneten Streitmacht (Jefferson, um 1800) über die Zuordnung zu DEM System, das es zu beseitigen gilt (Lennon) bis hin zur heutigen Forderung eines Subsystems, das es in Rechenzentralen einzubauen gilt, sind über 200 Jahre vergangen.

 

Kritik bleibt Kritik, zeitunabhängig, aber der Inhalt und vor allem die zur Verfügung stehenden Plattformen ändern sich. Sich darauf zu berufen, etwas nicht zu verstehen, gilt nicht mehr. DAS System existiert nicht. Systemkritik heute erschöpft sich nicht mehr an der Kritik an Vorhandenem sondern weitet sich auf das Nicht-Vorhandene aber potentiell Mögliche aus. Dies kann ein Subsystem im System oder auch etwas völlig anderes sein. Und weil dies so ist und heute nichts mehr unmöglich zu sein scheint, verschärft dies die Kritik um ein Vielfaches.

 

Es war eigentlich noch nie so einfach, Kritik zu üben und/aber auch noch nie wichtiger als heute.

 

Eines aber bleibt unveränderlich: „Don’t be evil“.

 

Danke, Google.

 

 

 

 

Zur Vertiefung:


Alle Zitate, aus denen seit Jahrhunderten Banken- und Finanzsystemkritik hervorgeht, wie z.B. hier.

John Lennon

Twitter

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