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Samstag, den 19. Juni 2010 um 09:48 Uhr

Vom Kleingeld zur Mikrospende

Geschrieben von  connormarc

Es regnet.

 

Anno 2008, noch vor der Geburt der "Micro-donations" in den USA, erschien in der 6. Auflage von "Einfach die Welt verändern - 50 kleine Ideen mit großer Wirkung" ein Büchlein mit zahlreichen Aktionen, von denen die dort aufgeführte Spendenaktion, aus heutiger Sicht, fast schon musealen Charakter besitzt, mir aber trotzdem ein Lächeln abgerungen hat.

Folgendes schlagen die Autoren unter der Überschrift "Deine Chance, Geld zu verlieren" vor (man lese und staune):

 

"Es gibt Kleingeld. Und es gibt leere Sammeldosen. Zusammen sind sie ein perfektes Team. Wie Stan & Ollie, Gin & Tonic oder Dieter Bohlen und...na ja...Dieter Bohlen und die Bildzeitung. Wenn du das nächste Mal an der Kasse stehst, schau kurz nach rechts und links. Du entdeckst bestimmt einen guten Zweck. Eine Sammelbüchse, die dein Kleingeld gut gebrauchen könnte. Wenn du damit Schule machst, ist die Welt ein gutes Stück besser dran. Spendet jeder nur einen Cent pro Woche, kommen im Jahr allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon mehr als 50 Millionen Euro zusammen."

 

Was ist nun bemerkenswert an dieser kleinen Utopie?

 

Nun, eigentlich nix. Bis vielleicht auf den Aspekt, dass die Anregung nicht aus dem Mittelalter stammt sondern aus dem Jahr 2008. War es damals schon zu erahnen, dass irgendwann in naher Zukunft Mikrospenden regional durch Banken gesammelt werden können, zum Leidwesen der Sammelbüchsen-Industrie? Ja, das war es. Wie wäre es dann vor 2 Jahren mit folgendem Vorschlag gewesen:

 

"Gehen in jeder Gemeinde und jeder Stadt nur ca. 50 Menschen auf ihre Bank und fragen vor Ort höflich, ob diese ihnen beim Spendensammeln für regionale, gemeinnützige Organisationen behilflich sein könnte, dann werden innerhalb von kurzer Zeit in den Rechenzentren der Banken Subsysteme entstehen, die dies ermöglichen und mit der neu entstandenen, technischen Infrastruktur dazu beitragen, die lokale Spendenlandschaft zu verändern."

 

Ein netter, klitzekleiner Nebeneffekt (neben dem weitaus geringeren Aufwand ggü. der von den Autoren mutig vorgeschlagenen Massenbewegung) wäre auch der, dass vielen Millionen Bürgern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die diesen Cent nicht wöchentlich spenden, etwas Schuld von ihren Schultern genommen würde. Das Leben wiegt oft schon schwer genug oder bin ich etwas doch eine widerwärtige Kreatur, wenn ich noch nicht einmal EINEN Cent pro Woche spende? Vielen Dank auch und wenn das mal gutgeht mit dem Himmelreich...

 

Ergo:

Manchmal bringt Fragen (auch wenn sich die Frage an einen Banker richtet) einfach mehr als Rechnen. Und dennoch:

Wenn von ca. 80 Millionen Bundesbürgern nur 20 Seelen diesen Blog lesen und mir davon die Hälfte, also schlappe 10 Leute, jeweils 1 Euro morgen auf mein Konto überweisen, dann freue ich mich schon jetzt auf eine Maxi-Pizza Diavolo mit Spiegelei. Vielleicht klappts ja...

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