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Sonntag, den 03. Oktober 2010 um 16:49 Uhr

Warum du dich als mein Facebook-Freund vielleicht vor deinem Chef als systemkritisch verdächtig machen könntest

Geschrieben von  connormarc

Das soll überhaupt keine Warnung sein, denn ganz ehrlich: Ich freue mich ausnahmslos über jeden Menschen, der das von mir in Facebook nicht nur versteht sondern dem es auch noch gefällt. Ausnahmslos. Derzeit gefällt das einem Kreis von 6 Personen. Damit tauchen einige Fragen auf.

Wichtig ist im Einzelfall, dass jedem der 6 im Vorfeld möglichst bis in die letzten Details bekannt war, mit was sie oder er da so sympathisiert. Denn es soll nicht gerade wenig Personen geben, die im Netz nahezu intuitiv auf alles drücken was sich drücken lässt, um dann aber damit, womöglich für den Rest ihres Lebens, in Verbindung gebracht zu werden. Stichwort: lebenslang.

 

Ich möchte es ja auch nur kurz am Rande erwähnt haben.

 

Es wurden mitunter schon unangenehme Fragen gestellt, nur weil ein Bild der letzten Party die Runde gemacht hat, auf dem Simone B. mit eindeutig identifizierbarem Getränk unverkennbar erkennbar war. 2009 wurde eine Person wegen einem Mikrobetrag in Höhe von 0,00014 Euro aus ihrem Arbeitsverhältnis entlassen, da im Büro ein sog. „Strohmdiebstahl“ in dieser Höhe stattgefunden hatte (Quelle: Google).

 

Mikrobeträge wurden und werden mitunter gezielt von Menschen eingesetzt, um bestehende Systeme und deren Administration „lahmzulegen“, ausufernde Bürokratie zu kritisieren oder auch einfach, wie z.B. im Fall von verschiedenen Micropayment-Diensten, einem Menschen gegenüber Wertschätzung auszudrücken.

 

Mikro ist überhaupt nicht gleich Mikro, aber weiß das auch dein Chef und erkennt er gewichtige Unterschiede, wenn er dich evtl. als einen potentiellen Bank-Mikrospender auf Facebook identifiziert?

 

Nimmt er sich die Zeit, sich zwischen seinen Meetings oder nach Feierabend mit dem Subsystem im Bankzentralrechner zu beschäftigen? Stellt er (evtl. unangenehme) Fragen oder sind ihm die Interessen und Aktivitäten seiner Mitarbeiter letztlich egal? Bleibt trotzdem nicht immer irgendwas zurück?

 

Bank-Mikrospenden oszillieren dem Grundgedanken nach zwischen harmlos und ungefährlich. Sie verfolgen darüber hinaus einen gemeinnützigen Zweck, indem sie die Finanzierung für einen regionalen Jugendtreff langfristig sicher stellen sollen. Aber als ein potentieller Teil eines komplexen, zentral gesteuerten Bankensystems sind sie mit diesem konzeptionell auf „Gedeih und Verderben“ verbunden, wenn auch einseitig.

 

Man kann sagen: Das Bankensystem funktioniert ohne Mikrospenden ganz hervorragend. Bank-Mikrospenden sind ohne die technische Infrastruktur der Bank allerdings (zumindest für mich) nicht denkbar. Von Symbiose kann hier also nicht die Rede sein, wenngleich es Überlegungen gibt, inwieweit auch die Bank von den von ihr gesammelten Spenden profitieren könnte.

 

Jeder einzelne Mensch, der sich auf Facebook öffentlich dazu bekennt muss sich folglich die Frage gefallen lassen, ob er das was ihm dort gefällt unter Umständen auch selbst beanspruchen möchte und welchen Einsatz er dafür bringen würde. Ob die 6 Personen, denen Mikrospenden gefällt, im Vorfeld ihrer Freundschaftsbekundungen darüber nachgedacht haben kann ich überhaupt nicht sagen. Besser wäre es.

 

Sie könnten sich aber auch jederzeit noch diskret „entfreunden“, was absolut nachvollziehbar wäre.

 

Und ihrem Chef gefällt das womöglich.

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