Du bist hier: Home - Tagebuch - Ich bin eine Mikrospende – und Social-Payment als „Trinkgeld“ war nicht meine Idee
Donnerstag, den 14. Oktober 2010 um 15:42 Uhr

Ich bin eine Mikrospende – und Social-Payment als „Trinkgeld“ war nicht meine Idee

Geschrieben von  connormarc

Kaum ist die magische Grenze von 10 Twitter-Follower erreicht (Willkommen Ebay in Essen. Ich muss jetzt aber nichts aus euren Kleinanzeigen ersteigern, oder?) ist es an der Zeit, wieder einmal Inhalt zu liefern. Völlig kostenlos natürlich, was denn sonst? Wir befinden uns schließlich im www. Dies zeigt sich allerdings neuerdings als ein echtes „Reizthema“, mit dem man sich auch ruckzuck und völlig kostenlos unbeliebt machen kann.

Für mich ist das durchaus nachvollziehbar, denn wenn ein waschechtes Tabuthema wie Geld auf neuartige Verteilungsdienste (u.a. Tiptheweb, Yourcent, Flattr und Kachingle) trifft, mit denen finanz- und systemtheoretisch Millionen und noch viel mehr generiert werden können, das Ganze dann aber in privaten Gesprächen oder auch medial gerne in Richtung „Trinkgeld“ diskutiert wird, sind Irritationen vorprogrammiert. Mich verwundert es nur wenig, dass die Botschaft dann auch oft so ankommt, wie sie vielleicht gar nicht gemeint war:

 

„Bevor ich meine energie in amatuerhafte Schreiberei für ein paar cents investiere, werde ich lieber tankstellennachtwächter arbeiten für cents, demnächst nur noch für nüsse oder virtuelle schulterklopfer „


Eines kann man ohne weiteres zwischen den Zeilen dieses für mich vielsagenden Leserkommentars heraus interpretieren:

 

Sollte es nicht gelingen, das lästige Bild „Trinkgeld“ in Bezug auf neue Verteilungsmodelle hinter sich zu lassen, dann führt das im positivsten Fall, was für mich eher unwahrscheinlich ist, zu den ersten „Trinkgeld-Millionären“ oder aber, was ich für sehr viel wahrscheinlicher halte, zu einer massenhaften Ignoranz von im Kern wertvollen Ideen und daraus resultierenden Social-Payment-Diensten, die aber eben gerade auf die Teilnahme einer möglichst großen Anzahl von Menschen angewiesen sind.

 

Trinkgeld? Jederzeit gerne. Aber bitte auch dort, wo es „zu Hause“ ist.

 

Nun könnte es mir ja fast egal sein, mit welchen Begriffsverwirrungen die Diskussionen um das Verbuchen von Klein – und Kleinstbeträgen im Internet einhergeht, ist es aber nicht.

 

Denn obwohl die Mikrospende nur wenig mit aktuellen Social-Payment-Diensten zu tun hat, teilt sie mit diesen das undankbare Los, dem Stigma des „Trinkgeldes für gemeinnützige, regionale Organisationen“ ausgeliefert zu sein. Dieser Tendenz werden wir im Jugendtreff mit allen den uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegentreten. Eine Art Feldzug gegen das neue "Trinkgeld" in der Verteilungsökonomie ist geplant.

 

Unsere wertvollste „Waffe“ gegen jegliche Trinkgeldassoziationen sind dabei ja die Banken, denn eines sollte doch klar sein:

 

Mit Trinkgeld gibt sich heutzutage kein Banker mehr ab, der etwas auf sich hält.

 

Und keine Bank auf der Welt wird ihren Kunden Subsysteme im Zentralrechner für das Sammeln von Mikrospenden einrichten, wenn dabei nicht mehr als ein paar Cent gesammelt werden. Diese für mich glasklare und auch nachvollziehbare Tatsache zeigt sich auch aus der offiziellen Stellungnahme einer Kreissparkasse zum Thema "Bank-Mikrospenden" , die die „Trinkgeld Problematik“ nochmals verdichtet:

 

"Mit unseren derzeitigen technischen Systemen lässt sich die Idee nicht umsetzen. Es müssten daher zunächst aufwändige Subsysteme hergestellt werden, die neben der reinen Buchungsfunktion auch unseren strengen Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen.Die damit verbundenen Kosten stünden dann aber in keinem sinnvollen Verhältnis zu dem erwarteten Spendenaufkommen."

 

Keine weiteren Fragen oder Einwände, sofern wir hier bei dem „erwarteten Spendenaufkommen“ auch tatsächlich über Trinkgeldbeträge sprechen. Aber wir sprechen hier von der Mikrospende, und Social-Payment als Trinkgeld war nicht ihre Idee. Diese Assoziation rückt ihr zunehmend von außen auf die Pelle und nervt dabei gewaltig.

 

Derzeit sind wir dabei, Mikrospender.de für die Zukunft „trinkgeldfest“ zu machen. Bis zum Wochenende wird dort ein zweiter Rechner zu finden sein, der die Bank-Mikrospende zwischen 0,01€ und 9,99€ mit konkreten Beträgen nachvollziehbar macht.

 

Und wer dann immer noch der Meinung ist, dass es sich bei jährlich gesammelten, rund 20.000,00€ (von 100 Mikrospendern) um Trinkgeld handelt, hat dann eben noch nicht den gedanklichen Sprung von der Kneipe um die Ecke in eine neue Verteilungsökonomie vollzogen.

 

Leider.

Einen Kommentar hinterlassen

(*) = Pflichtfelder.
HTML-Code ist erlaubt.